Zur Stellung des Deutschen Reichsausschusses fuer Leibesuebungen (DRA) im System der bourgeoisen Klassenherrschaft zur Zeit der Weimarer Repuzblik

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Weder, Horst
Erschienen in:Wissenschaftliche Zeitschrift der Deutschen Hochschule für Körperkultur
Veröffentlicht:8 (1966), 4, S. 3-16, Lit.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Zeitschriftenartikel
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
ISSN:0457-3919
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU199908400910
Quelle:BISp

Abstract

Nach Meinung des Verf. ist die Kenntnis von der Strategie und Taktik der "herrschenden" Klasse eine wichtige Voraussetzung fuer die Erforschung und Darstellung der Sportgeschichte. Diese Kenntnis ermoegliche erst die richtige Einordnung der "buergerlichen Sportpolitik" und Sportorganisationen im System der "bourgeoisen Klassenherrschaft". Die Geschichte des "Deutschen Reichsausschusses fuer Leibesuebungen" (DRA), der von 1917-1933 bestand, steht nach Auffassung des Verf. stellvertretend fuer eine sportpolitische Ideologie eines herrschenden buergerlichen Imperialismus, der vor allem gegen den Arbeitersport gerichtet war. In bezug auf die Struktur des DRA vertritt Verf. die Ansicht, dass der DRA innerhalb der buergerlichen Turn- und Sportverbaende eine Stellung einnahm, die in der "kapitalistischen" Wirtschaft der einer "Muttergesellschaft" nahe kam. Die Fuehrungsfunktion des DRA gegenueber den Verbaenden ergab sich in den Augen von Verf. jedoch nicht nur aus seiner Schluesselstellung: der DRA stellte in zunehmenden Masse eine "Konzentration" von Personen dar, die entsprechend ihrer gesellschaftlichen Positionen und Einflussphaeren Gelegenheiten hatten, das Interesse ihrer "Klasse" auf die "buergerliche" Sportberwegung zu lenken. Ein Ziel sei es nach Auffassung von Verf. gewesen sein, die Volksmassen im Rahmen einer langfristigen ideologischen Kriegsvorbereitung fuer den "deutschen Militarismus" und "Imperialismus" zu gewinnen: mit Hilfe des Sports sollte auf diese Weise dem Volk die "Illusion" vorgegaukelt werden, in der Weimarer Republik zur "Abtoetung" des Bewusstseins der Arbeiterklasse eingesetzt werden. Ausgehend von diesen Ueberlegungen unternimmt Verf. den Versuch, die ideologische Wirksamkeit des DRA innerhalb der deutschen Sportbewegungen, seine Funktion als "Wehrpflichtersatz" sowie seine Zusammenarbeit mit dem Staatsapparat naeher zu untersuchen. Ein weiteres Augenmerk gilt den Beziehungen des DRA zum internationalen Sport. Die konservativen und restliberalen Zuege des DRA entsprachen jedoch nicht der hitlerfaschistischen Ideologie, so dass die Organisation des DRA 1933 aufgeloest wurde. Lemmer