Abstract

Am Beispiel der Beitraege der Fachzeitschrift "Leibesuebungen" (der Turnphilologen) aus dem Jahre 1957 und 1959 wird der Versuch unternommen, die nach Auffassung des Verf. religioes gefaerbten Varianten eines ideologisch ausgerichteten westdeutschen Sportunterrichts als praefaschistisch und aggressiv zu kritisieren. Insbesondere bezieht sich Verf. auf die Ausfuehrungen eines Paters vom Benediktinerorden, dem als praktizierender Sport- und Turnlehrer eine Zweckentfremdung von Beruf und Berufslehre unterstellt wird, da er die geforderten christlichen Grundwerte des Sportunterrichts zugunsten der "imperialistischen Ideologie" Westdeutschlands missbrauche. Darueber hinaus untersucht Verf. die Leitartikel des Februarheftes des Jahres 1959 zum Thema "Elementarisierung der Leibeserziehung", in der die Inhalte des schulischen Sportunterrichts als Gegenraum zur "Zivilisation und Arbeitswelt" verstanden werden. Ein Ansatz, der nach Ansicht des Verf. im Rahmen der westdeutschen Bewegungserziehung elementare und urspruengliche Tugenden wie Mut und Kampfbereitschaft "maeeutisch" herausbilde. Eine solche elementarisierte Leibeserziehung ist nach Auffassung des Verf. jedoch im Endergebnis nichts anderes als eine Diskreditierung der Arbeit und des zielstrebigen Lernens und zudem ein raffiniert eingefaedelter ideologischer Schachzug westdeutscher Schulpaedagogen zur "Barbarisierung" und Verherrlichung menschlicher Instinkte. Ein Vorgang, den Verf. als eine Verleugnung des menschlichen Geistes bezeichnet und letztlich mit der faschistischen Ideologie des Dritten Reiches vergleicht. Lemmer