Abstract

Eine Japanerin, die in Japan mit der praktischen Forschung zur Sondererziehung behinderter Kinder betraut ist, berichtet im Rahmen ihrer Arbeit als Gastforscherin an der heilpaedagogischen Fakultaet der Universitaet Koeln ueber ihre fuer sie voellig neuen Erfahrungen mit dem Therapeutischen Reiten in Deutschland. Die meisten Behandlungsformen in Japan wurden bisher als Training zur funktionalen Rehabiliation aus einem rein medizinischen Behandlungsverstaendnis entwickelt, wobei insbesondere die zentral nervoese Schaedigung der Behinderung im Mittelpunkt stand. Erst gegen Ende der 60er Jahre wurde in Japan eine neue Behandlungsmethode auf der Basis von Hypnose entwickelt (DOSA), die bei Menschen (Kindern) mit autistischer Behinderung, Hyperaktivitaet, Down-Syndrom, geistiger Behinderung sowie bei cerebralen Paresen erfolgreich eingesetzt wurde. Die Methode erlaubt es, die motorischen Aktionen der Betroffenen unter Hypnose wesentlich besser steuern zu koennen als im Wachzustand, die Behinderten gewinnen kontinuierlich mehr Muskelkontrolle und koennen sie effektiver zur Verbesserung ihrer intentionalen Bewegung einsetzen. Verf. weist jedoch auf die Grenzen dieser Behandlungsmethode hin, da sie meist nur statisch unter kontrollierten Uebungsbedingungen durchgefuehrt wird und fuer den Alltagstransfer damit zu kurzlebig sei. Um die Erkenntnisse ueber die koerperlichen Beduerfnisse und Absichten dieses Behandlungskonzeptes zu einer langfristigen Wirkung zu bringen, sollten aehnlich dem Therapeutischen Reiten ganzheitliche Ansaetze in das Behandlungsmuster einfliessen. Das Therapeutische Reiten koenne hier als Vorbild dienen, diesen Mangel der "DOSA-Methode" auszugleichen. Ausgehend von der Ueberlegung, dass die therapeutischen Erfahrungen auf dem Pferd (das entspannende Loslassen von Geist und Koerper) einen meditativen Charakter aehnlich der Hypnose besitzen, ist jedoch die Hippotherapie der "DOSA-Methode" mit ihrem ganzheitlichen Bewegungsansatz weit voraus. Lemmer