Das Ende der Karriere von Spitzensportlern. Eine qualitative Studie anhand der Grounded Theory

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Franke, Reinhard; Boettcher, Robert; Vitzthum, Karin
Erschienen in:Psychologie und Sport
Veröffentlicht:5 (1998), 4, S. 140-151, Lit.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Zeitschriftenartikel
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
ISSN:0945-6031
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU199901306710
Quelle:BISp

Abstract des Autors

Sowohl der Alltag im Spitzensport als auch persoenliche Begegnungen mit ehemaligen Spitzensportlern offenbaren, dass das Ende der sportlichen Karriere im allgemeinen einen Bruch in der Biographie der Athleten bedeutet und haeufig problematisch verlaeuft. In den Medien wird das Karriereende von Spitzensportlern meist unter Rueckgriff auf prominente und negative Beispiele thematisiert. Die wissenschaftliche Literatur zu dieser Fragestellung weist ein sehr heterogenes, teil inkonsistentes, teils widerspruechliches, fragmentarisches Bild auf. Das Ziel der vorliegenden Studie war es deshalb, dem konzeptionellen und methodischen Ansatz der Grounded Theory folgend, ein theoretisches Modell des Karriereendes von Spitzensportlern zu entwickeln, dass z.B. zuverlaessige Antworten auf die Fragen erlaubt, welche Faktoren fuer das Ende der Karriere von Spitzensportlern von Bedeutung sind, wie Spitzensportler das Ende ihrer Sportkarriere erleben und verarbeiten und welche Belastungen damit fuer sie moeglicherweise verbunden sind. Als Datenerhebungsmethode wurden qualitative Interviews verwendet. Die Interviews wurden mit fuenf ehemaligen und mit einem noch aktiven Leistungssportler gefuehrt, die erfolgreich an Olympischen Spielen, Welt- oder Europameisterschaften teilgenommen hatten. Die Auswertung der Interviews muendete schliesslich in die Konstruktion eines gegenstandsverankerten Prozessmodells des Endes der Karriere von Spitzensportlern. Das Prozessmodell zeigt, dass die Auseinandersetzung mit dem Karriereende lange vor dem tatsaechlich beschlossenen und erklaerten Ende einsetzt und meist durch persoenlich oder sportlich bedeutsame Ereignisse ausgeloest und von vielfaeltigen Abwaegungs-, Bewertungs- und Bewaeltigungsprozessen begleitet wird. Die erfolgreiche Bewaeltigung des Uebergangs haengt wesentlich davon ab, ob es dem Sportler schliesslich gelingt, dem Leben nach dem Sport positive Seiten abzugewinnen, sich neue Interessen- und Taetigkeitsfelder zu erschliessen und diesen einen positiven Wert beizumessen. Das Ende der Karriere von Spitzensportlern muss als ein gravierendes Ereignis interpretiert werden, dessen negativen Folgen rechtzeitig im Sinne eines "psychosozialen Abtrainierens" begegnet werden sollte. Verf.-Referat