Aktuelle Entwicklungstendenzen in den Kraft/Schnellkraftsportarten und sich daraus ergebende trainingsmethodische Konsequenzen

Gespeichert in:
Bibliographische Detailangaben
Autor:Lehmann, Frank
Erschienen in:Leipziger sportwissenschaftliche Beiträge
Veröffentlicht:34 (1993), 2, S. 64-75, Lit.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Zeitschriftenartikel
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
ISSN:0941-5270
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU199707205782
Quelle:BISp

Abstract des Autors

Die Kraft/Schnellkraftsportarten sind in Abgrenzung zu anderen charakterisiert durch: 1. (standardisierter) stereotyper technischer Bewegungsablauf; 2. Hauptphase: explosive Streckbewegung der Hauptmuskelgruppen; 3. zentrale Bedeutung von Maximal-, Schnellkraft; 4. Leistungsvollzug (hochgradig) im anaerob-alaktaziden Stoffwechsel (Metabolismus von untergeordneter Bedeutung); 5. weitestgehend unbewusste, d.h. automatisierte Bewegungsablaeufe aufgrund der zeitlichen Dauer der Hauptphase. Eine Analyse der Leistungsentwicklung in Zusammenhang mit den ursaechlich zugrundliegenden trainingsmethodischen Orientierungen scheint nuetzlich, da uebergreifende Thesen dabei beruehrt werden. Das betrifft insbesondere: 1. die trainingsmethodische Bewaeltigung des Maximal- und Schnellkrafttrainings und ihr Bezug zur Wettkampfleistung; 2. die Bedeutung und Einordnung von Technikmodellen und Techniktraining inklusive des haeufig postulierten guenstigen motorischen Lernalters. Folgerungen fuer eine trainingsmethodische Effektivierung in den Kraft/Schnellkraftsportarten: 1. Maximalkraft- und Schnellkraftentwicklung sind unter staerkerer Beruecksichtigung der in der Wettkampfbewegung geforderten spezifischen Arbeitsweise der spezifischen Muskulatur zu sichern. 2. Das "klassische Schnellkrafttraining" ist in den meisten Kraft/Schnellkraftsportarten durch ein wesentlich effektiveres reaktives Explosivkrafttraining zu ersetzen. Um dies durchzusetzen, muessen geeignete Trainingsmittel verfuegbar sein. 3. Das Maximalkrafttraining muss entsprechend dem in der Wettkampfbewegung geforderten Potential individuell diagnostiziert und auf dieser Basis gestaltet werden (Hypertrophie und/oder intramuskulaere Koordination). 4. Mehr Flexibilitaet in der Technik und technischen Ausbildung. Auch in den scheinbar stereotypen Disziplinen muessen technische Neuerungen kalkuliert werden. 5. Damit sind die Zielgroessen der technischen Ausbildung sportartspezifisch zu ueberdenken. Es kann nicht zu jedem Zeitpunkt die spaete Wettkampfbewegung sein - sondern vielmehr sind zugrundeliegende koordinative Faehigkeiten zu erfassen, die eine zielgerichtete Vielfalt gestatten. Diese gilt es sportartspezifisch zu definieren, wobei die Differenzierungsfaehigkeit eine Basisfunktion in den Kraft/Schnellkraftsportarten zu haben scheint. 6. Im Nachwuchstraining muss das Kraft/Techniktraining staerker auf die perspektivische Zeitstruktur der Hauptphase der Wettkampfbewegung ausgerichtet werden. In allen Kraft/Schnellkraftsportarten gibt es erhebliche Probleme, Spitzenathleten in einem langfristigen kontinuierlichen und systematischem Prozess vorzubereiten. 7. Die Sicherung der Belastbarkeit ist auch unter den komplizierten aeusseren Bedingungen eine wichtige Voraussetzung fuer eine mehrjaehrige Entwicklung. Das betrifft vor allem die allgemeine und lokale aerobe Kapazitaet sowie die Vermeidung muskulaerer Dysbalancen. Letzteres erscheint aufgrund des einseitigen Charakters der Kraft/Schnellkraftsportarten (Ueberbetonung Streckmuskel) besonders wichtig. Verf.-Referat