Abstract

Im zaristischen Russland enthielt der noch kaum organisierte Sport Bestandteile aus alten russischen Spielen und Taenzen und aus der englischen Sporttradition. Bereits im 17. Jahrhundert war Zar Peter I beeindruckt von einem Boxwettbewerb aus England zurueckgekehrt. Wie in ganz Europa bildete sich auch in Russland im 19. Jahrhundert unter der Fuehrung aristokratischer Zirkel ein organisierter Freizeit und Massensportbetrieb aus. Noch vor der Jahrhundertwende wurden ueber 20 Vereine begruendet und auch die Konstitution der wichtigsten nationalen Verbaende darunter Fussball, Radsport, Lawn Tennis und das nationale olympische Komitee wurde vor 1914 abgeschlossen. Es kann vermutet werden, dass zaristische Offiziere und Fabrikbesitzer der westlich orientierten Bourgeosie den Sport bewusst foerderten, um die Arbeiter von revolutionaeren Handlungen abzuhalten. In der olympischen Geschichte ist Russland schon bei der Neubegruendung der Bewegung 1894 vertreten und nahm ausser 1896 auch aktiv an den Spielen teil.
Die Spiele von Stockholm 1912, die letzten des zaristischen Russlands, wurden mit einer 178 Teilnehmer umfassenden Mannschaft bestritten. Der Verlauf der Spiele verdeutlicht die insgesamt bedeutende Rolle, die der Coubertinschen Zielsetzung gegenueberstehende stark nationalistische fruehe russische Sportbewegung im internationalen Geschehen innehatte. SaSch