Diagnostisches Vorgehen bei Verdacht auf Myokarditis

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Bibliographische Detailangaben
Englischer übersetzter Titel:Diagnostic criteria in patients with clinically suspected myocarditis
Autor:Kuehl, U.; Schultheiss, H.-P.
Erschienen in:Deutsche Zeitschrift für Sportmedizin
Veröffentlicht:47 (1996), Sonderheft, S. 153-161, Lit.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Zeitschriftenartikel
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
ISSN:0344-5925, 2627-2458
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU199605107821
Quelle:BISp

Abstract des Autors

Unter den durch Infektionserreger ausgeloesten Myokarditiden haben virusbedingte Formen die groesste Bedeutung. Die wesentlichen Erreger gehoeren der Gruppe der Enteroviren an, wobei insbesondere Coxsackie-B-Viren als Ursache fuer eine Virus-Myokarditis in Betracht kommen. Klinisch ist das Krankheitsbild der Virus-Myokarditis durch eine ausgepraegte Variabilitaet charakterisiert. So kann eine Myokarditis einerseits voellig symptomlos verlaufen, andererseits aber auch in kuerzester Zeit zu einer schweren Herzinsuffizienz und/oder zum ploetzlichen Herztod fuehren. Waehrend es bei dem weit ueberwiegenden Prozentsatz der Patienten zu einer voelligen Ausheilung der Myokarditis mit oder ohne myokardialen Restschaden kommt, kommt es bei einem geringen Prozentsatz von Patienten, bei denen wahrscheinlich eine genetische Praedisposition vorliegt, als Folge einer Virusinfektion zu einer chronischen autoimmunologischen Myokarditis mit oder ohne Viruspersistenz. Bei diesen Patienten, die klinisch haeufig von einer dilatativen Kardiomyopathie nicht zu unterscheiden sind, kommt es dann zu einer langsamen Progression der Herzmuskelerkrankung. Bei eindeutiger Anamnese und fuer die Myokarditis typischen EKG- und echokardiographischen Befunden kann der Verdacht auf eine Myokarditis geaeussert werden, eine Sicherung der Diagnose auch unter Zuhilfenahme nuklearmedizinischer Methoden gelingt jedoch nicht. Auch mit Hilfe der invasiven Diagnostik ist es lediglich moeglich, andere Ursachen einer gestoerten linksventrikulaeren Funktion auszuschliessen. Letztendlich ist eine endgueltige Absicherung der Diagnose Myokarditis nur durch die Entnahme von Herzmuskelbiopsien und die gleichzeitige Verwendung histologischer, immunhistologischer und molekularbiologischer Methoden moeglich. Ziel ist es, einerseits die das Gewebe infiltierenden Zellen zu identifizieren, charakterisieren und quantifizieren, den Nachweis einer verstaerkten Expression von HLA-Klasse I und II-Antigen und Adhaesionsmolekuelen zu fuehren sowie molekularbiologisch virale RNA zu detektieren. Nur mit Hilfe dieser Methoden gelingt es, unterschiedliche Verlaufsformen der Myokarditis zu differenzieren und sicherzustellen, dass es zu keiner Chronifizierung der Erkrankung gekommen ist. Neben der Prognosebeurteilung haengt hiervon auch entscheidend das weitere therapeutische Vorgehen ab. Verf.-Referat