Abstract

Die Rolle des Sports in franzoesischen Bildungseinrichtungen des 19. und fruehen 20. Jahrhunderts kann anhand zeitgenoessischer Dokumente ausgewertet werden, wobei das Selbstverstaendnis der Lehrenden einerseits und der Jugendlichen andererseits von besonderem Interesse ist. Unterschiedliche Einfluesse auf die franzoesische Gesellschaft fuehrten zu Ueberzeugungen und Praktiken, die bald einen integrativen Bestandteil des Erziehungswesens bildeten. Parallel zu den Entwicklungen in Deutschland und England wuchs auch in Frankreich im 19. Jahrhundert das Interesse fuer den Sport, so dass mehr Menschen ihre Freizeit mit sportlichen Taetigkeiten ausfuellten und der Leistungssport einen hoeheren Stellenwert erlangte. Diese Orientierung wurde durch die seit 1818 schnell steigende Zahl von privaten und oeffentlichen Clubs und Einrichtungen gefoerdert. In den Schulen wurde der gesamte Komplex der Leibeserziehung und der Hygiene jedoch bis 1880 voellig vernachlaessigt. Es existierte keinerlei Bewusstsein fuer die Relevanz des koerperlichen Wohlbefindens, wodurch teilweise unter nahezu ungesunden Bedingungen studiert werden musste. Selbst Pierre de Coubertin, der immer wieder die Bedeutung des Sports betonte, wurde von den Traegern der Lyciees kaum beachtet. Schmidt